Die KABA 1924

Umgangssprachlich auch «Solätte» genannt, findet das Burgdorfer Schulfest immer am letzten Montag im Juni statt. Zum ersten Mal durchgeführt wurde es im Jahr 1729 auf Anregung des Dekans Johann Rudolf Gruner. Es soll den Abschluss des Schuljahres bilden und auch die Neuntklässler aus der Schule verabschieden. Doch schon seit langer Zeit ist es zu einem eigentlichen Volksfest geworden, das alljährlich unzählige Heimweh-Burgdorfer*innen wieder zurück in ihr Städtchen holt.

Die Stadt Murten hat ebenfalls eine Solennität, jedoch findet diese alljährlich am 22. Juni statt und erinnert an die Schlacht bei Murten.

Vom 1. August bis am 15. Oktober 1924 führte Burgdorf eine Veranstaltung durch, die in der gesamten Schweiz Beachtung fand: «Die Kantonal-Bernische Ausstellung für Gewerbe und Industrie». Die Ausstellung auf der Schützenmatte, die bis heute ihre Spuren in der Stadt hinterlässt, durfte als Dank für die überstandenen Kriegs- und Nachkriegsjahre, aber auch als Ausdruck der Zuversicht für die Zukunft verstanden werden. 

Die Filmaufnahmen von der Solennität und der Kaba 1924 hat Johann Habegger (1888-1961) gedreht. Er war Maler bei der EBT (Emmental Burgdorf Thun-Bahn) und wie viele “Eisenbähnler” technikaffin. Kein Wunder also, war er für die neu im Amateurfilmbereich erhältliche Filmtechnik zu begeistern. So kam es, dass er seine Kamera auch an den Burgdorfer Grossanlässen mit dabei hatte.

Die Firma Pathé lancierte ein Filmformat mit den Perforationslöchern in der Mitte. Somit konnte bei maximaler Einsparung von Filmmaterial erstaunlich gute Bildqualität in für Amateure erschwinglichen Preisen ermöglicht werden. 1922 kam Pathé-Baby auf den Markt. Ein Jahr später gab es die erste Kamera dazu. Johann Habegger hatte damals also ein neuartiges Kameramodell, als er die Filmaufnahmen anfertigte.

Die Filme von Johann Habegger aus dem Jahr 1924 sind die ältesten Bewegtaufnahmen Burgdorfs. Zwar wurde Raff Fluri, dem Initiant des Restaurierungsprojekts «Burgdorf damals», bereits von verschiedener Seite erzählt, dass noch weitere Familien bereits zuvor gefilmt haben. Jedoch sind diese Filme, die vermutlich als brennbares Nitratfilm-Material im 35mm-Filmformat vorliegen, bislang noch nicht aufgetaucht. Hinweise nehmen wir gerne entgegen.

Die Filme wurden im Jahr 2016 von Susanne und Markus Sigrist der Lichtspiel / Kinemathek Bern übergeben. Susanne Sigrist ist die Enkelin des Filmers Johann Sigrist. 

2019 wurden die Filme in HD digitalisiert. Raff Fluri bereitete Teile davon für das Projekt «Burgdorf damals» auf und komponierte die Filmmusik.

Eine Erkenntnis, die erst mit der Arbeit an diesem Artikel zum Vorschein kam: Die Aufnahmen vom Solätte-Umzug scheinen zeitlich um mindestens 1 Jahr vor- und zurück zu springen. Im Hintergrund ist der alte Holzschuppen (im untersten Bild links) und die an derselben Stelle erbaute Bahnhof-Garage (im Bild rechts) zu erkennen.